Unsere Mundhöhle ist eine eigene kleine Welt für eine riesige Anzahl an Bakterien. Die meisten wissen das bestimmte Bakterien Karies und Zahnfleischentzündungen auslösen können.
Was viele aber nicht wissen, das Bakterien mit ihrer Umwelt kommunizieren.
- Das tun sie nicht über das Internet oder per Post, sondern über chemische und physikalische Wege.
- Die Interaktion findet zum einen untereinander statt, so können zum Beispiel Resistenzfaktoren ausgetauscht werden, dies führt zu dem bekannten Problem der Antibiotikaresistenz.
- Zum anderen findet auch eine Kommunikation mit dem Wirt statt, damit sind unseren Körperzellen und insbesondere die Abwehrzellen gemeint. Diese kontrollieren die Bakterien anhand ihrer Oberfläche, man kann das mit einer Ausweiskontrolle vergleichen. Es wird überprüft, ob es sich um ein \“friedlichen\“ Gesellen handelt oder ob es ein Problemkeim ist. Wenn Letzteres zutrifft, beginnt die Körperabwehr Alarm zu schlagen und es wird versucht den Eindringling zu vernichten.
Nun wie meistens im Leben ist nicht alles schwarz-weiß, es gibt auch noch die berühmte Grauzone und in dieser bewegen sich die Parodontalpathogenen (Parodontitis) Keime wie der Porphyromonas gingivalis, Aggregatibacter actinomycetemcomitans oder das Fusobacterium nucleatum, um nur einige zu nennen.
Bei allen dreien sind wissenswerte Wechselwirkungen bekannt:
- der Erste kann in Epithelzellen eindringen und Abwehrstoffe zersetzen,
- der Zweite geht in die Zellzwischenräume und kann Gifte gegen Abwehrzellen produzieren
- und der Dritte wirkt wie ein Katalysator und unterstützt die beiden Erstgenannten.
Diese drei Keime sind aber nicht nur auf die Mundhöhle beschränkt. Porphyromonas gingivalis wurde im Gehirn nachgewiesen, Stichwort Demenz. Aggregatibacter a.c. kann an einer Herzklappenentzündung beteiligt sein und das Fusobacterium, kann wie schon bei der Parodontitis durch Wechselwirkung mit der Körperabwehr alles schlimmer machen. So sorgt er indirekt dafür das Darmkrebszellen erst recht anfangen zu wachsen.
Ob einer dieser Bakterienstämme in Ihrer Mundhöhle in einer kritischen Zahl vorhanden ist, läßt sich heute relativ einfach und kostengünstig bestimmen, mit Hilfe eines DNA Testes. Die Entnahme erfolgt schmerzfrei und unkompliziert über sterile Papierspitzen. Diese saugen Sekret aus den Zahnfleischtaschen auf und anhand ihrer Gene werden dann die Erreger im Labor nachgewiesen. Das Ergebnis hilft bei der Erstellung eines persönlichen Risikoprofils für die Parodontitis und unterstützt uns bei der Auswahl einer Antibiose, falls diese notwendig wird.
Forschungsgegenstand der nächste Jahre wird es sein die Zusammenhänge und Wechselwirkungen weiter aufzuschlüsseln und wenn möglich darauf Einfluß zu nehmen.
Saito A1, Inagaki S, Ishihara K.
Differential ability of periodontopathic bacteria to modulate invasion of human gingival epithelial cells by Porphyromonas gingivalis.
Microb Pathog. 2009 Dec;47(6):329-33. doi: 10.1016/j.micpath.2009.09.012. Epub 2009 Oct 7.
Kostic AD1, Chun E, Robertson L, Glickman JN, Gallini CA, Michaud M, Clancy TE, Chung DC, Lochhead P, Hold GL, El-Omar EM, Brenner D, Fuchs CS, Meyerson M, Garrett WS.
Fusobacterium nucleatum potentiates intestinal tumorigenesis and modulates the tumor-immune microenvironment.
Cell Host Microbe. 2013 Aug 14;14(2):207-15. doi: 10.1016/j.chom.2013.07.007.
Bild: Tooth germs as a dental hygiene concept with bacteria and virus cells on human molar enamel as a dentistry and dentist oral care symbol and risk of infection in the mouth. Lightspring, shutterstock 340698242